Sonntag, 31. Mai 

Gestern Abend kam per SMS eine Warnung unseres Vermieters, dass in Teilen des Landes, u.A. auch in den Westfjorden, mit Windgeschwindigkeiten von über 15 m/Sekunde, das sind 54 km/h, zu rechnen sei. Dann sollte man eigentlich nicht mehr fahren, meinen sie! Wir halten das für etwas übertrieben.  

Tatsächlich ist die Windgeschwindigkeit aber stellenweise auch deutlich höher. Wenn man in die Berge fährt, stehen oft am Anfang der Straße Hinweisschilder, die die aktuellen Wetterbedingungen beschreiben. Und die weisen heute 20 m/s aus, das sind bereits 72 km/h. Schon in der Nacht hat unser Wohnmobil kräftig geschaukelt. Tückisch ist, dass man den Wind, wenn man unterwegs ist, optisch nicht immer wahrnimmt. Es gibt keine Bäume und keine Sträucher, an denen man das sehen könnte. Das sorgt dann schon einmal für die ein oder andere Überraschung, wenn man aussteigt. Man sollte auf jeden Fall die Autotür beim Öffnen richtig festhalten, damit sie einem nicht aus der Hand gerissen und möglicherweise etwas beschädigt wird.



Aber der Wind hat auch seine guten Seiten: er hält die Wolken fern, und die Sonne scheint auch heute wieder ungehindert vom strahlend blauen Himmel.

 



Unser heutiges Ziel sind die Látrabjarg Bird Cliffs. Sie befinden an der westlichsten Stelle Islands (und damit auch Europas). Hier brüten circa 1 Million Seevögel, Lummen, Alke, Möwen, Eissturmvögel und - das wichtigste! - Papageientaucher. 

Es sind knapp 200 km zu fahren, davon deutlich mehr als die Hälfte über Schotterpisten. Wir fahren über Berge, in denen noch richtig Winter herrscht, und an traumhaften Fjorden entlang. Wir sehenSandstrände mit türkisfarbenem Wasser, gesäumt von steil aufragenden Klippen. Insgesamt eine grandiose Route mit vielen atemberaubenden Ausblicken.

 





Nachmittags gegen 15:30 Uhr kommen wir an den Bird Cliffs an. Es sind 6-7 Klippen hintereinander, die sich über viele Kilometer erstrecken. Durch Minifjordesind sie voneinander getrennt. Man kann oben entlang laufen und die Vögel beobachten. Jede Felswand ist mit Hunderten von Nestern übersäht. Die Felswände, in denen die Lummen und Tordalke brüten,beherbergen sicherlich eher sogar Tausende von Tieren. Diese Vögel bauen keine Nester, sondern legen ihre Eier einfach auf Felsvorsprünge. Dabei sitzen sie zu Hunderten dicht gedrängt an einer kleinen Stelle







 





Die Luft ist erfüllt vom Geschrei der vielen Vögel, die immer wieder raus auf das Meer fliegen, um Fische zu fangen.  

Wenn wir den Klippenrändern etwas näher kommen, müssen wir uns hinsetzen oder -legen. Der starke Wind könnte uns sonst hinabwehen. Einen meiner Handschuhe hat er leider dann doch zu packen bekommen und ihn auf Nimmerwiedersehen über die Klippeverschwinden lassen.

Es ist ein eindrucksvolles Erlebnis, und wir gehen immer weiter. Nur von den Papageientauchernsind wir wohl immer noch weit entfernt. Wir haben ein paar in der Luft und einige auf dem Wasser gesehen, aber in den Klippen keinen einzigen. Schade! Mittlerweile ist es auch schon ziemlich spät geworden. Wir sind bereits einige Stunden unterwegs, und langsam gehen uns die Kräfte aus. Der Rückweg muss ja auch noch bewältigt werden. Also kehren wir um, es war auch soein tolles Erlebnis. 

Und dann - wir können es ja kaum glauben - als wir fast schon wieder am Parkplatz sind, sehen wir die ersten Papageientaucher Sie sitzen direkt unter dem Klippenrand, wir können ganz dicht an sie heranrobben.

 

So nah waren wir diesen Vögeln noch nie. Sie sehen wirklich wie niedliche Plüschtiere aus, und ihre Federn sind so dicht, dass sie wie ein samtiges dickes Fell wirken. Tatsächlich haben in dieser Klippe diversePaare ihre Nisthöhlen. Sie waren offensichtlich den Tag über draußen auf dem Meer und sind nun abends heimgekehrt. Wir können nicht sehen, ob sie Eier gelegt haben, Junge zu füttern gibt es aber offensichtlich noch nicht.



 

 

 

Nun ist der Tag rund, und zufrieden fahren wir die ca. 10 km zurück nach Breiðavík, wo wir übernachten wollen. Hier gibt es ein Hotel mit angeschlossenem Campingplatz. Im Restaurant bekommen wir sogar noch etwas zu essen und können danach vom Auto aus beim Einschlafen gegen Mitternacht die tief stehende Sonne über dem Meer bewundern. Perfekt!