Freitag, 22. Mai 2015

Leider müssen wir heute Morgen gleich wieder den Autovermieter kontaktieren. Der nächtliche Sturm hat ein Dachfenster abgerissen. Mit der freundlichen Hilfe einer Angestellten aus dem Visitor Center gelingt es, den Schaden telefonisch zu beschreiben. Und als sie uns dann noch eine Leiter und Klebeband zur Verfügung stellt, ist das defekte Fenster bald fixiert (zumindest bis zum Werkstattbesuch in ein paar Tagen).

Wir können also den Tag unbeschwert genießen. Die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel, und wir widmen uns heute einigen Gletscherzungen des Skaftafell Nationalparks.



Am Svínafellsjökull kommen wir nach einer kleinen Kletterpartie dem Gletscher schon sehr nah. Es ist wunderschön hier. Wir bleiben eine ganze Weile und genießen die Sonne und den Ausblick.



 





Das nächste Ziel ist der Gletschersee am Jökulsárlón.Er ist von der Straße durch einen Wall von Endmoränen abgetrennt und kaum zu finden, wenn man nicht bis zum überlaufenen Visitor Center fahren will. Wir benutzen einen unscheinbaren Parkplatz und klettern über den Wall. Der Blick, der sich uns dann bietet, ist grandios und überwältigend. Das tiefblaue Wasser des Sees, die weißen Eisberge und -schollen, mit denen er übersät ist - und das alles eingebettet in ein traumhaftes Panorama von schnee- und eisbedeckten Bergen. Es raubt uns förmlich den Atem.



 

Im See tummeln sich lauthals balzende Eiderenten (Æðarfugl). Viele Erpel bemühen sich um die Gunst von deutlich weniger Weibchen. Die Rufe hören sich fast an wie ein heiseres Bellen. 

 



An dieser Stelle des Sees sind nicht viele Leute, und wir laufen recht lange am Ufer entlang.

Rund um das Visitor Center sind auch um diese Jahreszeit schon diverse Touristen - man mag sich gar nicht ausdenken, was hier im Sommer los ist! Davon unbeeindruckt sitzen auf Wiesen und Wegen Tausende von Küstenseeschwalben (Kría). Nur unter lautem Protestgeschrei machen sie zögerlich den Autos Platz.


Durch einen kleinen Kanal fließt Wasser aus dem See ins offene Meer, und auch kleine Eisberge treiben hinaus. Hier sind die Futterplätze der Seevögel. Seeschwalben und Möwen (Máfur) stürzen sich in unüberschaubarer Zahl ins Meer, um Fische zu fangen. Auch hier ist der Blick atemberaubend: rechts die schneebedeckten Berge und links der schwarze Strand (Lavaasche) mit der tosenden Brandung und ihren weißen Schaumkronen. 



 

Hier sehen wir (für uns zum ersten Mal) auch Skuas (Skúmur), diese braunen Raubmöwen, die sich gern auch einmal an den kleineren Exemplaren ihrer eigenen Art vergreifen. Hier allerdings sind sie hinter den schlanken Seeschwalben her. Immer wieder brechen sie in den Schwarm ein, aber offensichtlich ist es nicht so einfach, eine zu erwischen. 

Wir können uns kaum losreißen, aber wir wollen heute noch ein Stückchen weiter.  

Höfn, das wir uns grob als Übernachtungsziel ausgesucht haben, ist enttäuschend. Wir kaufen nur bei Netto etwas Joghurt und fahren weiter. Die Karte weist einen Campingplatz am Stafafell aus, aber leider führt uns das Schild, das an der Straße steht, nur auf einen schmuddeligen Bauernhof. Wir können von hier aus Wohnwagen- oder Wohnmobildächer sehen, aber der Weg dorthin ist durch eine tiefe Furt versperrt. Es muss also noch eine andere Zufahrt geben. 

Als wir zurück fahren, stehen direkt am Straßenrand einige Islandpferde, und wir nutzen die Chance auf ein paar gute Fotos.



Die Pferde sind sehr neugierig und beschnuppern sowohl das Auto als auch uns, sicherheitshalber machen wir die Fenster wieder zu. Leider können wir in der Straße nicht wenden und müssen rückwärts wieder hinausfahren. Weil die Pferde sich weiter auf der Straße vergnügen, bleibt mir nichts anderes übrig, als auszusteigen, um den Weg freizubekommen. Im Nu bin ich von ihnen umringt, sie schnuppern und knabbern, und obwohl sie nicht aggressiv wirken, ist mir doch etwas mulmig - man weiß ja nie. Ulrich ist mittlerweile auch ausgestiegen, und seine Kamera wird neugierig bestaunt. Irgendwann haben sie dann aber ihre Neugierde befriedigt und geben die Straße frei.

 



Kurz danach finden wir auch den anderen Zugang zum Campingplatz. Er wirkt etwas vernachlässigt und hat offensichtlich nicht geöffnet, aber es stehen ein paar Leute mit ihren Wohnwagen dort. Und der Strom ist auch nicht abgeschaltet - das wird eine preiswerte Übernachtung :-)