Samstag, 23. Mai 2015 

Heute regnet es, und wir machen uns auf den Weg in die Ostfjorde. Wir fahren immer an der Küste entlang, rechts das Meer und die schwarzen Lavastrände, links schneebedeckte Berge - ein wundervoller Kontrast, der bei diesem regnerischen und teilweise nebligen Wetter sogar etwas dramatisch wirkt. In den Fjorden kreisen Eiderenten und auf den Wiesen hocken Singschwäne. Beide Arten werden uns auf der gesamten Reise begleiten. In ganz Island brüten ca. 300.000 Paare Eiderentenund 3.000 Paare Singschwäne (Àlft). Auch Graugänse (Grágæs) sieht man überall, auf der Insel gibt es ca. 20.000 Paare. 

Wir machen trotz des Regens einen langen Strandspaziergang, beobachten, wie die schaumbesetzten weißen Wellen immer und immer wieder auf den schwarzen Strand rollen und lassen die Mystik dieses Bildes auf uns wirken.





 


Hinterher sind wir ziemlich nass, aber es hat
sich gelohnt! 

In Djúpivogur kaufen wir in einem kleinen Supermarkt Brot und Weintrauben. Wir planen, heute einmal etwas früher einen Stellplatz zu finden. Wir chten uns in Ruhe die bisher gemachten Fotos anschauen, und Tagebuch und Blog wollen auch geschrieben werden. 

In Reyðarfjörður beginnen wir mit der Suche. Leider erweist sich dieses Unterfangen als nicht so einfach, weil wir einen Platz mit Stromanschluss suchen. Die Campingplätze sind in dieser Gegend noch nicht offen, und statt auf den Strom (den wir eh nicht dringend brauchen) zu verzichten, fahren wir immer noch ein Stück weiter, bis wir schließlich in Neskaupstaður landen. Hier ist sogar die Zufahrt zum Campground mit großen Steinen versperrt. Wir bleiben oberhalb des Platzes an einem Hang stehen und kommen natürlich problemlos ohne Strom aus. Licht braucht man hier sowieso nicht, es bleibt die ganze Nacht hell, und Handys und Tablets können auch mithilfe der internen Batterie geladen werden. Außerdem haben wir einen Spannungswandler dabei, den wir zum Beispiel für die Ladegeräte der Fotoapparate und das MacBook brauchen. Island verfügt übrigens über ein hervorragendes Handynetz, das so ziemlich jeden Winkel abdeckt. 

Immerhin hat diese Campingplatzsuche uns eine Fahrt durch die Berge beschert. Hier liegt noch viel Schnee, und alles macht einen winterlichen Eindruck.

 

 



Interessantes Detail: Wir müssen im Verlauf der Fahrtroute einen engen, einspurigen Tunnel durchqueren, der an beiden Seiten Rolltore hat. Sobald an der einen Seite jemand in den Tunnel einfährt, geht an der anderen Seite das Rolltor zu, damit niemand entgegenkommen kann. 

Neskaupstaður lebt wohl von Fischfang und -verarbeitung. Der deutlich wahrnehmbare Geruch, der über dem Ort hängt, spricht zumindest dafür. Wir hatten schon befürchtet, unsere Toilette sei übergelaufen ;-) 

Unser Übernachtungsplatz liegt ein ganzes Stück oberhalb des Ortes am Fuß eines sehr hohen und steilen Berghanges, der überaus aufwendig gegen Lawinen gesichert ist, und eigentlich dachten wir, wir seien hier allein. Aber es kommt doch der ein oder andere Spaziergänger vorbei. Und in der Nacht um kurz nach eins hält ein Auto neben uns. Es ist glücklicherweise nicht die Polizei, die uns das wilde Campen untersagen will, sondern ein Paar, das - warum auch immer - um diese Zeit hier spazieren geht.